Die Hauptstadt trauert um eine wichtige Stimme gegen das Vergessen. Margot Friedländer, Holocaust-Überlebende und unermüdliche Mahnerin, wurde gestern auf dem Jüdischen Friedhof Berlin-Weißensee beigesetzt. Rund 150 Menschen erwiesen der mit 102 Jahren verstorbenen Zeitzeugin die letzte Ehre. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier würdigte ihr Lebenswerk als «Geschenk für Deutschland».
Der Himmel über Berlin zeigte sich grau, als Familie, Freunde und Wegbegleiter Abschied nahmen. In der Trauerhalle versammelten sich neben Steinmeier auch Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner und weitere Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens. Friedländer überlebte als einzige ihrer Familie den Holocaust. Nach ihrer Rückkehr aus dem amerikanischen Exil im Jahr 2010 widmete sie sich mit bewundernswerter Energie der Aufklärungsarbeit. «Sie hat ihre Trauer in Stärke verwandelt und damit unzählige junge Menschen erreicht», betonte Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden. In persönlichen Gesprächen mit Friedländer spürte man stets ihre Entschlossenheit, die Erinnerung wachzuhalten.
Die Berliner Schulen verlieren mit ihr eine geschätzte Gesprächspartnerin. Friedländers Vermächtnis bleibt jedoch lebendig. «Seid Menschen«, lautete ihr eindringlicher Appell, den sie in hunderten Schulbesuchen wiederholte. Ihre Geschichte wird weiterleben – als Mahnung und als Auftrag für kommende Generationen.