An einem grauen Novembertag stehe ich vor dem Eingang des Stadtmuseums Erfurt. Die Scheiben spiegeln meine nachdenkliche Miene wider. Thüringens Museumslandschaft steht vor großen Herausforderungen. Nach der Pandemie kämpfen viele Häuser mit rückläufigen Besucherzahlen und steigenden Kosten, während die Fördermittel nicht im gleichen Maße mitwachsen.
Der Thüringer Museumsverband schlägt Alarm. Über 230 Museen beherbergt das kleine Bundesland – von der historischen Sammlung bis zum modernen Kunsthaus. Diese kulturellen Kleinode bedeuten mehr als nur Ausstellungsstücke unter Glas. «Museen sind Orte der Identität und Bildung, die unsere regionale Geschichte lebendig halten», erklärt Roland Krischke, Präsident des Thüringer Museumsverbandes. Besonders kleine Häuser leiden unter Personalmangel. Viele werden hauptsächlich von Ehrenamtlichen getragen, die langsam in die Jahre kommen. Letzten Monat besuchte ich ein Heimatmuseum im Kyffhäuserkreis. Die engagierte Leiterin, seit dreißig Jahren dabei, flüsterte mir zu: «Wir wissen nicht, wer nach uns kommt.»
Die aktuelle Förderung reicht kaum für den Erhalt der Sammlungen. Für innovative Digitalisierungsprojekte oder moderne Vermittlungskonzepte fehlt oft das Geld. Der Museumsverband fordert von der künftigen Landesregierung klare Zusagen zur kulturellen Grundversorgung.
Das Schicksal unserer Museen spiegelt gesellschaftliche Prioritäten wider. Während wir in der Gegenwart leben, verlieren wir langsam die Orte, die unsere Vergangenheit bewahren. Dabei sind es gerade diese kulturellen Anker, die in unruhigen Zeiten Halt geben können. Unsere Museen brauchen nicht nur Geld, sondern vor allem unser Interesse – und politischen Willen.