Der Morgen beginnt mit Schmerzen. Für viele Senioren in Rheinland-Pfalz ist das bittere Realität. Letzten Monat traf ich Helga, 78, in einer Mainzer Seniorengruppe. «Früher war ich jeden Tag wandern, heute schaffe ich kaum den Weg zum Briefkasten«, erzählte sie mir. Das Problem betrifft nicht wenige. In Rheinland-Pfalz leiden überdurchschnittlich viele Menschen an altersbedingten Erkrankungen.
Die Zahlen sind alarmierend: Laut aktuellen Erhebungen haben rund 37 Prozent der über 65-Jährigen im Land mit mindestens einer chronischen Erkrankung zu kämpfen. Das liegt drei Prozentpunkte über dem Bundesdurchschnitt. Besonders häufig treten Herzkreislaufprobleme und Gelenkerkrankungen auf. «Wir beobachten eine deutliche Zunahme von Mobilitätseinschränkungen bei Senioren», erklärt Dr. Marion Keller vom Gesundheitsamt Mainz. «Viele kommen erst, wenn die Schmerzen unerträglich werden.»
In meiner Recherche habe ich gemerkt, wie unterschiedlich die Betroffenen mit ihren Leiden umgehen. Manche ziehen sich zurück, andere kämpfen. In Seniorensportgruppen sehe ich wöchentlich, wie Menschen trotz Einschränkungen aktiv bleiben. «Bewegung ist die beste Medizin«, höre ich dort immer wieder. Mein Nachbar Ernst, 82, schwört auf sein tägliches Radfahren – trotz künstlicher Hüfte.
Was bedeutet diese Entwicklung für unsere Gesellschaft? Wir brauchen dringend mehr wohnortnahe Gesundheitsangebote und altersgerechte Mobilitätslösungen. Besonders im ländlichen Raum. Die Diskrepanz zwischen Stadt und Land wird immer deutlicher. Vielleicht liegt gerade darin unsere größte Herausforderung: Gesundheit im Alter darf keine Frage der Postleitzahl sein.