Als ich gestern die Meldungen aus Bielefeld las, stockte mir der Atem. Ein 26-jähriger Mann stürmte mit einem Messer in eine Fitnessstudio-Filiale und verletzte einen 29-Jährigen schwer. Der Angreifer wurde schnell überwältigt und festgenommen. Nach Informationen der Ermittler soll er «Allahu Akbar» gerufen haben – ein Hinweis auf ein mögliches islamistisches Motiv.
Die Behörden bleiben vorsichtig. «Wir ermitteln in alle Richtungen», erklärte Oberstaatsanwalt Christoph Hebbecker vom Zentrum für Terrorismusverfolgung. Der Tatverdächtige ist iranischer Staatsbürger und lebte zuletzt in einer Asylunterkunft in Würzburg. Seine persönlichen Dokumente deuten auf unterschiedliche Identitäten hin. Besonders erschreckend: Er war den Behörden bereits als radikalisiert bekannt. «Der Verdächtige hatte sich seit Jahren immer wieder auffällig verhalten», so ein Ermittler aus Nordrhein-Westfalen.
Ich musste an meinen letzten Besuch im Fitnessstudio denken. Ein Ort, an dem man sich sicher fühlen möchte. Die Tat reiht sich ein in ähnliche Vorfälle der letzten Jahre. In Solingen starben Ende August drei Menschen bei einem mutmaßlich islamistisch motivierten Messerangriff. Der Fall Bielefeld wirft erneut die Frage auf, wie wir mit Hinweisen auf Radikalisierung umgehen.
Anwohner in Bielefeld sind geschockt. Die Stadt steht unter dem Eindruck des Geschehens. «Wir wollen keine Vorverurteilungen», mahnt ein Sprecher des interreligiösen Rates der Stadt. Während die Ermittlungen laufen, bleibt vor allem Besonnenheit wichtig – ohne die Augen vor möglichen Gefahren zu verschließen.