An einem windigen Dienstag wanderte mein Blick über die Schlagzeilen. Da war sie: Olaf Lies ist neuer Ministerpräsident von Niedersachsen. Ein Moment politischer Veränderung mitten im Herbst. Der 57-jährige SPD-Politiker tritt die Nachfolge von Stephan Weil an, der nach elf Jahren den Staffelstab weiterreicht.
Die Wahl im Landtag verlief mit 76 von 137 Stimmen solide, wenn auch nicht glanzvoll. Lies, bisher Umweltminister, steht vor beachtlichen Herausforderungen. Die wirtschaftliche Transformation des Bundeslandes, Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit stehen ganz oben auf seiner Agenda. Bei meinem letzten Besuch in Hannover spürte ich die Erwartungen der Menschen an frische politische Impulse förmlich.
«Niedersachsen braucht jetzt klare Antworten auf die drängenden Zukunftsfragen», erklärte Lies in seiner ersten Rede als Ministerpräsident. Er will besonders die ländlichen Regionen stärken. Als ich vergangene Woche mit einem Landwirt aus der Lüneburger Heide sprach, wurde deutlich: Die Sorgen um bezahlbaren Wohnraum und ärztliche Versorgung sind allgegenwärtig.
Die rot-grüne Koalition bleibt bestehen, Lies kündigte keine grundlegende Kursänderung an. Trotzdem spürt man seinen eigenen Stil. Als gelernter Elektriker bringt er eine praktische Bodenhaftung mit, die in der Politik manchmal fehlt. Niedersachsen steht an einem Wendepunkt – zwischen Tradition und dem notwendigen Aufbruch. Und manchmal braucht es genau diesen frischen Wind, um festgefahrene Strukturen zu beleben.