Wenn ich über die Geschehnisse in Brandenburg berichte, muss ich zunächst einmal tief durchatmen. Die Nachricht von der aufgedeckten rechtsextremen Terrorzelle hat mich persönlich erschüttert. In einem unscheinbaren brandenburgischen Dorf planten Neonazis offenbar Anschläge und horteten Waffen. Die Razzia der Sicherheitsbehörden hat nicht nur ein Waffenarsenal, sondern auch ein erschreckendes Netzwerk ans Licht gebracht.
«Das Ausmaß der Funde übersteigt unsere schlimmsten Befürchtungen», erklärte mir der Verfassungsschutzexperte Martin Berger bei meinem Besuch vor Ort. Die Dorfgemeinschaft steht unter Schock. Eine ältere Dame, die anonym bleiben möchte, flüsterte mir zu: «Die waren immer so unauffällig.» Bei meiner Recherche begegneten mir immer wieder diese Sprachlosigkeit und Fassungslosigkeit. Letzten Sommer noch hatte ich für eine Reportage über Dorffeste in Brandenburg recherchiert – die Idylle trügt offenbar.
Die Sicherheitsbehörden warnen, dass rechtsextreme Strukturen sich zunehmend im ländlichen Raum festsetzen. Die Aufdeckung dieser Terrorzelle ist ein wichtiger Erfolg, doch sie wirft unbequeme Fragen auf. Warum konnten die Extremisten so lange unentdeckt bleiben? Als Kulturjournalistin frage ich mich, welche gesellschaftlichen Entwicklungen solche Radikalisierung begünstigen. Die Gespräche im Dorf zeigen: Wachsamkeit und gesellschaftlicher Zusammenhalt sind wichtiger denn je.