Die Reinigungskräfte der Berliner Charité sind seit Montag im Streik. Rund 400 Beschäftigte fordern bessere Arbeitsbedingungen und einen Inflationsausgleich von 1.500 Euro. Nach jahrelangen Privatisierungen sehen sich die Beschäftigten am Limit ihrer Belastbarkeit. Eine Umfrage der Gewerkschaft Ver.di zeigt: 87 Prozent der Reinigungskräfte leiden unter chronischer Erschöpfung.
«Wir halten den Laden am Laufen, aber werden behandelt wie Menschen zweiter Klasse», sagt Sabrina K., die seit acht Jahren in der Charité putzt. Der Streik hat inzwischen politische Dimensionen angenommen. Gesundheitssenatorin Ina Czyborra kündigte an, den Druck auf die Klinikleitung zu erhöhen. Die Reinigungskräfte sind bei der Charité Facility Management GmbH (CFM) angestellt, einer Tochtergesellschaft des Universitätsklinikums. Was viele nicht wissen: Die CFM gehört zu 100 Prozent dem Land Berlin.
Als ich gestern durch die Stationen ging, waren die Auswirkungen sichtbar. Überfüllte Mülleimer und nicht gereinigte Patientenzimmer beeinträchtigen den Klinikbetrieb. Die Beschäftigten haben sich vor dem Haupteingang versammelt. Ihre roten Westen sind weithin sichtbar. Mir fällt auf, wie viele ältere Frauen mit Migrationshintergrund darunter sind.
Die Charité-Sprecherin räumte ein, dass Gespräche laufen. Laut Gewerkschaft ist ein Angebot jedoch «völlig unzureichend». Die Streikenden planen für Freitag eine Großdemonstration vor dem Roten Rathaus. Der Konflikt zeigt exemplarisch, wie systemrelevante Berufe in der Krise um Anerkennung kämpfen müssen.