Gestern weht ein Hauch von Geschichte durch Gotha. 150 Jahre SPD – ein Jubiläum, das mich in den Thüringer Landtag führte. Zwischen roten Fahnen und historischen Fotos feierten prominente Genossen und interessierte Bürger die Gründung der ältesten deutschen Partei. Im Jahr 1875 vereinigten sich hier in Gotha die Anhänger von Ferdinand Lassalle und August Bebel zur Sozialistischen Arbeiterpartei.
«Die Sozialdemokratie ist eine Partei der Veränderung, aber auch der Beständigkeit», sagte Bundestagsvizepräsidentin Ayten Özoğuz in ihrer bewegenden Rede. Eine Aussage, die mich nachdenklich machte. In den festlich geschmückten Räumen traf ich altgediente Parteimitglieder, die von Zeiten des Widerstands und der Hoffnung erzählten. Manch einer blickte mit feuchten Augen auf die historischen Dokumente. Die Partei erlebte in ihrer Geschichte Höhen und Tiefen. Vom Sozialistengesetz über die Weimarer Republik bis zur Wiedervereinigung. Mein Gespräch mit einem 82-jährigen Parteiveteranen berührte mich besonders. «Unsere größte Stärke war immer der Zusammenhalt«, flüsterte er mir zu.
Zwischen Kaffee und Geburtstagskuchen diskutierten die Gäste über Vergangenheit und Zukunft. Die Ausstellung im Gothaer Landtag zeigt eindrucksvoll, wie tief die Partei in der deutschen Geschichte verwurzelt ist. Am Ende stand für mich die Frage: Was bleibt von den alten Idealen in unserer schnelllebigen Zeit? Die Kraft des sozialen Gewissens scheint ungebrochen – auch nach 150 Jahren.