Der Himmel weinte im Juni 2023 ohne Ende. In Bayern und Baden-Württemberg standen plötzlich ganze Dörfer unter Wasser. Die Bilder von überfluteten Straßen und verzweifelten Menschen gingen durch alle Medien. Ein Jahr später besuche ich die Region, um zu sehen, was geblieben ist.
Zwischen aufgeräumten Straßen und renovierten Häusern sind die Spuren noch sichtbar. Wasserlinienmakierungen an Hauswänden. Leere Grundstücke, wo einst Häuser standen. In Munderkingen an der Donau treffe ich Helene Winter. «Wir hatten einen Meter Wasser im Erdgeschoss», erzählt sie. «Ohne die vielen freiwilligen Helfer hätten wir es nicht geschafft.»
Die Solidarität war beeindruckend. Tausende Freiwillige kamen, packten an, spendeten. Diese Hilfsbereitschaft hat mich bei meinen Recherchen besonders berührt. In einer Zeit der gesellschaftlichen Spaltung zeigte sich hier der Zusammenhalt. Doch viele Betroffene kämpfen weiterhin mit Versicherungen. Manche warten noch immer auf finanzielle Unterstützung.
Expertin Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung warnt: «Extremwetterereignisse werden durch den Klimawandel häufiger und intensiver. Wir müssen uns besser vorbereiten.»
Die Region hat sich verändert. Hochwasserschutzmaßnahmen wurden verstärkt, Notfallpläne überarbeitet. Doch in den Gesichtern der Menschen lese ich: Die Angst vor dem nächsten Starkregen bleibt. Ein Jahr nach der Katastrophe geht das Leben weiter – aber die Erinnerungen sind nicht wegzuspülen.