Der rechtsextreme «Trauermarsch» durch Berlin-Mitte sorgte am Samstag erneut für Spannungen in der Hauptstadt. Rund 300 Neonazis versammelten sich am Bahnhof Gesundbrunnen, um den Hitler-Stellvertreter Rudolf Heß zu gedenken. Die Polizei war mit 1.100 Beamten im Einsatz, um die Demonstration zu begleiten und Ausschreitungen zu verhindern.
«Diese Aufmärsche sind eine Provokation für unsere demokratische Stadtgesellschaft«, erklärte Innensenatorin Iris Spranger. Gegendemonstranten sammelten sich entlang der Route mit deutlich mehr Teilnehmern als die Rechtsextremen selbst. Die Stimmung war angespannt, aber weitgehend friedlich. An der Ecke Torstraße/Rosenthaler Straße versuchten einige Gegendemonstranten, die Strecke zu blockieren, wurden jedoch von Einsatzkräften zurückgedrängt.
Vor Ort fiel mir auf, wie routiniert die Berliner mittlerweile auf solche Veranstaltungen reagieren. Ein kurzer Blick, ein Kopfschütteln, dann geht man weiter. In den umliegenden Cafés diskutierten Menschen die Situation, während draußen Sprechchöre «Nie wieder Deutschland» riefen.
Die Demo-Route durch das multikulturelle Zentrum Berlins war bewusst provokant gewählt. Lokale Initiativen haben bereits weitere Gegenveranstaltungen angekündigt. Ein Sprecher des Berliner Bündnisses gegen Rechts betonte: «Wir werden nicht nachlassen, bis diese geschichtsrevisionistischen Aufmärsche der Vergangenheit angehören.»