Im Kölner Stadtgebiet wurden im vergangenen Jahr 56 Blindgänger entschärft – ein trauriger Rekord für die Domstadt. Fast wöchentlich rücken Experten aus, um die gefährlichen Überbleibsel des Zweiten Weltkriegs zu bergen. Kein Wunder: Köln gehörte mit über 260 Luftangriffen zu den am stärksten bombardierten deutschen Städten.
Die Häufigkeit der Funde hat mehrere Ursachen, erklärt Sprengmeister Peter Schmidt. «Köln war als Industriestandort und Verkehrsknotenpunkt ein strategisches Ziel der Alliierten.» Besonders die vielen Bauvorhaben im Stadtgebiet fördern regelmäßig neue Funde zutage. Allein beim Bau der Nord-Süd-Stadtbahn wurden 29 Bomben entdeckt. Erschwerend kommt hinzu, dass viele Blindgänger tief im Boden liegen. Der lehmige Untergrund hat die Bomben oft abgebremst und weiter in die Tiefe sinken lassen.
Die Bauämter prüfen inzwischen bei jedem Projekt genau die Luftbilder aus der Kriegszeit. Trotzdem bleibt jede Entschärfung ein Kraftakt für die Stadt. Bei größeren Bomben müssen manchmal tausende Anwohner evakuiert werden. Man gewöhnt sich daran, sagt Anwohnerin Maria Schmitz. «Die Kölner nehmen es mit Humor – aber ein mulmiges Gefühl bleibt.»
Experten schätzen, dass noch Hunderte unentdeckte Blindgänger im Kölner Boden schlummern. Die gefährlichen Hinterlassenschaften werden die Stadt noch Jahrzehnte beschäftigen. Vielleicht ist es diese ständige Konfrontation mit der Vergangenheit, die die Kölner so gelassen mit ihrer Geschichte umgehen lässt.