Gestern am Beckenrand spürte ich es wieder: Diesen besonderen Duft von Chlor und Sonnencreme, der für mich Sommer bedeutet. Doch der Charme unserer Freibäder bröckelt – im wahrsten Sinne des Wortes. Eine aktuelle Umfrage der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen zeigt alarmierend: Der Sanierungsstau bei deutschen Freibädern wächst bedrohlich und liegt mittlerweile bei über 4,2 Milliarden Euro.
Die Zahlen sind beunruhigend. Bereits 60 Freibäder mussten seit 2018 endgültig schließen, weitere 160 stehen vor unsicherer Zukunft. Die Ursachen? Jahrelange Sparpolitik trifft auf steigende Energie- und Personalkosten. In meinem Heimatbad beobachte ich seit Jahren, wie provisorische Reparaturen die Substanz nur notdürftig erhalten.
«Wir stehen vor einem kulturellen Verlust, der kaum rückgängig zu machen ist», erklärt Christian Mankel, Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen. Besonders betroffen sind ländliche Regionen, wo Freibäder oft letzte verbliebene Freizeitangebote darstellen. Als ich letzten Sommer im Schwarzwald Urlaub machte, erzählte mir der Bademeister mit Tränen in den Augen vom drohenden Aus seines Bades nach 65 Jahren.
Die DLRG warnt zudem vor den Folgen für die Schwimmfähigkeit der Kinder. Mehr Informationen zur besorgniserregenden Entwicklung liefert die Deutsche Gesellschaft für das Badewesen in ihrer aktuellen Studie.
Was mit unseren Freibädern geschieht, spiegelt gesellschaftliche Prioritäten wider. Während wir über Gesundheitsförderung und soziale Treffpunkte diskutieren, verschwindet leise ein Stück Alltagskultur. Vielleicht braucht es einen heißen Sommer, um uns daran zu erinnern, was wirklich zählt: Orte, an denen Gemeinschaft im kühlen Nass entsteht.