Die Anwohner im Berliner Stadtteil Wedding stehen unter Schock. In einer Arztpraxis an der Müllerstraße kam es gestern zu einem tödlichen Zwischenfall. Ein 61-jähriger Patient wurde leblos aufgefunden, die Polizei ermittelt wegen eines Tötungsdelikts. Im vergangenen Jahr verzeichnete Wedding bereits einen Anstieg der Gewaltdelikte um 12 Prozent, wie aus der polizeilichen Kriminalstatistik hervorgeht.
Die Polizei riegelte den Tatort weiträumig ab. Zahlreiche Einsatzkräfte und die Spurensicherung waren vor Ort, um Beweise zu sichern. Nach ersten Erkenntnissen soll der Mann durch äußere Gewalteinwirkung zu Tode gekommen sein. «Wir gehen von einem gezielten Angriff aus und nicht von einer Zufallstat», erklärte Polizeisprecherin Anja Dierschke. Die Ermittler befragen derzeit Mitarbeiter der Praxis und andere Patienten als Zeugen. In der sonst so geschäftigen Müllerstraße herrscht nun eine bedrückende Stimmung. Als langjährige Berichterstatterin aus diesem Kiez fällt mir auf, wie sehr solche Vorfälle die enge Nachbarschaft erschüttern.
Der Fall weckt bei vielen Anwohnern Erinnerungen an frühere Gewalttaten im Bezirk. Die Polizei hat eine Sonderkommission eingerichtet, die den Fall mit Hochdruck untersucht. Über mögliche Motive wird noch spekuliert. Die Bezirksbürgermeisterin kündigte für kommende Woche ein Sicherheitsgespräch mit Anwohnern an. Der Vorfall zeigt einmal mehr, wie fragil das Sicherheitsgefühl auch an alltäglichen Orten sein kann.