Als ich heute Morgen an den Schaufenstern des Ladens im Baumviertel vorbeilief, fielen mir die ungewöhnlich vielen «Reduziert»-Schilder auf. Mehr als sonst zu dieser Jahreszeit. Ein stilles Zeichen unserer wirtschaftlichen Lage. Die führenden Wirtschaftsexperten haben ihre Prognosen für Deutschland nach unten korrigiert – statt Wachstum droht uns 2024 eine Stagnation.
Der Sachverständigenrat, auch als «Wirtschaftsweise» bekannt, rechnet für dieses Jahr nur noch mit einem minimalen Wirtschaftswachstum von 0,2 Prozent. Ursprünglich hatten sie 0,7 Prozent vorhergesagt. Die Gründe dafür sind vielschichtig: schwache Industrieproduktion, zurückhaltende Konsumenten und globale Unsicherheiten. Die Inflation schwächt sich zwar ab, aber die Kaufkraft vieler Menschen bleibt eingeschränkt.
«Deutschland steckt in einer strukturellen Krise, die tiefergehende Reformen erfordert», erklärt Prof. Monika Schnitzer, Vorsitzende des Sachverständigenrates. Besonders betroffen: der Industriestandort Deutschland, der mit hohen Energiekosten kämpft. Letzte Woche beim Mittagessen mit einem befreundeten Mittelständler spürte ich seine Sorge. «Wir verschieben Investitionen, bis mehr Klarheit herrscht», sagte er kopfschüttelnd.
Die Wirtschaftsweisen empfehlen dringend Strukturreformen – vom Bürokratieabbau bis zur Digitalisierung. Ein trauriger Kontrast: Während andere EU-Länder wachsen, stagniert Deutschland. Übrigens einen guten Überblick bietet die Seite der Wirtschaftsweisen. Bleibt die Frage: Werden wir diese wirtschaftliche Durststrecke als Chance für längst überfällige Veränderungen nutzen?