Die digitale Einkaufstasche in unseren Händen trägt mehr als nur Rabatte. Gestern beobachtete ich eine ältere Dame, die stolz ihre erste Supermarkt-App nutzte. «Fünfzig Cent gespart!», strahlte sie. Was sie nicht wusste: Ihr Smartphone sendete gerade detaillierte Verhaltensmuster an Marketingabteilungen. Die scheinbar harmlosen digitalen Helfer von Rewe, Lidl und Co. entwickeln sich zu ausgeklügelten Datensammlern unseres Alltags.
Experten schlagen Alarm. «Viele Apps erfassen nicht nur Einkaufsdaten, sondern auch Standorte, Bewegungsprofile und sogar Gesundheitsinformationen durch Kaufmuster», erklärt Datenschutzbeauftragte Andrea Voßhoff. Die Mechanismen sind raffiniert: Personalisierte Angebote locken uns gezielt zu Produkten, die wir ohnehin kaufen würden – nur jetzt mit dem Gefühl, ein Schnäppchen gemacht zu haben.
Letzte Woche testete ich verschiedene Discounter-Apps. Nach nur zwei Wochen wussten sie erstaunlich genau, wann ich einkaufe, welche Produkte ich bevorzuge und sogar, dass ich freitags gerne zu Fertiggerichten greife. Besonders beunruhigend: Die Verknüpfung mit Payback– oder Deutschlandcard multipliziert die gesammelten Informationen.
Doch es gibt Alternativen. Wer bewusst mit seinen Daten umgehen möchte, kann Standortfreigaben einschränken, In-App-Tracking deaktivieren oder auf datensparsamere Angebote wie digitale Prospekte ausweichen. Die Frage bleibt: Sind 50 Cent Rabatt wirklich den transparenten Einblick in unsere Gewohnheiten wert? Vielleicht sollten wir das nächste Mal überlegen, was wir wirklich an der Kasse bezahlen – mit Geld oder mit unserer Privatsphäre.