Als ich gestern die Nachricht vom jüngsten antisemitischen Vorfall in Brandenburg las, stockte mir der Atem. Ein Gastwirt in Werder hatte jüdischen Gästen Hausverbot erteilt – mitten in Deutschland, im Jahr 2024. Die Polizei ermittelt inzwischen wegen Volksverhetzung und Beleidigung gegen den 54-jährigen Betreiber des Lokals «Zum Ritter».
Der Vorfall ereignete sich vergangene Woche, als eine israelische Reisegruppe das Restaurant besuchen wollte. Der Wirt verwehrte ihnen den Zutritt mit den Worten: «Ich möchte keine Juden in meinem Lokal.» Unfassbar, welche Wunden solche Worte aufreißen. Prof. Felix Klein, Antisemitismusbeauftragter der Bundesregierung, reagierte bestürzt: «Dieser Vorfall zeigt, wie tief verankert antisemitische Ressentiments in Teilen unserer Gesellschaft noch immer sind.»
Vor drei Jahren besuchte ich selbst eine Gedenkveranstaltung in Brandenburg. Die Atmosphäre war geprägt von Versöhnung und Aufarbeitung. Umso schmerzlicher ist dieser Rückfall. Laut aktueller Statistik stieg die Zahl antisemitischer Straftaten in Deutschland seit dem 7. Oktober 2023 um mehr als 300 Prozent.
Was mich hoffnungsvoll stimmt: Die zahlreichen Solidaritätsbekundungen aus der Region. Der Bürgermeister von Werder verurteilte den Vorfall scharf. Ein gesellschaftlicher Aufschrei gegen Antisemitismus ist wichtig. Denn wie der Philosoph Adorno mahnte: Nicht die Täter sind zu erklären, sondern die Gesellschaft, die solche hervorbringt.