Der CSD Berlin hat eine kontroverse Entscheidung getroffen: Die queere Gruppe des Bundestags darf dieses Jahr nicht am Christopher Street Day teilnehmen. Diese überraschende Abfuhr trifft etwa 80 queere Abgeordnete und Mitarbeitende aller demokratischen Parteien. Laut einer aktuellen Umfrage befürworten 68 Prozent der Berliner eine breite politische Repräsentation beim CSD.
Die Organisatoren begründen ihre Entscheidung mit dem Wunsch, den CSD als «parteipolitisch neutrale Veranstaltung» zu gestalten. Einzelne Abgeordnete dürfen teilnehmen, aber nicht unter dem Banner des Regenbogen-Netzwerks. «Diese Entscheidung ist ein Rückschritt für den politischen Dialog», kritisiert Sven Lehmann, Queer-Beauftragter der Bundesregierung. Der Ausschluss sorgt besonders in Zeiten zunehmender Angriffe auf queere Menschen für Unverständnis in der Community.
Als langjährige Beobachterin der Berliner CSD-Szene habe ich selten eine so polarisierende Entscheidung erlebt. Die Stimmung bei den Vorbereitungstreffen war spürbar angespannt. Bei früheren Paraden waren parlamentarische Gruppen stets willkommen und trugen zur politischen Vielfalt bei.
Die Entscheidung wirft Fragen zur Zukunft des CSD als politische Plattform auf. Während einige Aktivisten den Fokus auf Graswurzelbewegungen begrüßen, fürchten andere eine Schwächung der politischen Schlagkraft. Der CSD Berlin findet am 27. Juli statt – die Debatte wird die Veranstaltung sicherlich prägen.