Als ich heute Morgen die Nachrichten durchblätterte, traf mich der Fall des «White Tiger» mit voller Wucht. Ein 14-jähriger Junge aus Hamburg, der im Internet unter diesem Pseudonym agierte, brachte mindestens sechs Kinder dazu, sich selbst zu verletzen. Ein 11-jähriger Junge aus Bayern nahm sich sogar das Leben.
Die digitalen Abgründe, die sich hier auftun, sind erschreckend. Der Teenager manipulierte über soziale Medien gezielt Kinder zwischen 9 und 14 Jahren. Mit Drohungen und Einschüchterungen trieb er sie in extreme Situationen. Die Ermittler sprechen von «sadistischen Handlungsmustern», die der Jugendliche systematisch einsetzte. Bei einer Hausdurchsuchung wurden bereits im Mai seine elektronischen Geräte beschlagnahmt.
«Was wir hier sehen, ist ein besonders perfides Vorgehen, das gezielt die Verletzlichkeit junger Menschen ausnutzt», erklärte Kriminalpsychologe Christian Lüdke gegenüber Medienvertretern. Erschütternd finde ich besonders, dass der Täter selbst noch ein Kind ist.
Letzte Woche war ich bei einem Elternabend zum Thema Medienkompetenz. Viele Eltern ahnten nicht, welche Gefahren in scheinbar harmlosen Chats lauern können. Der «White Tiger»-Fall zeigt drastisch, wie dünn das Sicherheitsnetz im digitalen Raum ist.
Der Fall wirft fundamentale Fragen auf: Wie schützen wir unsere Kinder in der digitalen Welt? Welche Warnsignale übersehen wir? Die Antworten darauf müssen wir als Gesellschaft gemeinsam finden – bevor weitere Kinder zu Opfern werden.