Die Sichtung grausamer Videos im Hamburger Kindermordfall belastet Ermittler schwer. Seit August analysieren Spezialisten der Polizei stundenlang erschütterndes Material des mutmaßlichen Täters Robert S. Laut Polizeipräsident Meyer wurden bereits 25 Beamte psychologisch betreut.
Die Ermittlungsgruppe «Cold Case» steht vor einer enormen Herausforderung. «Solche Bilder brennen sich ins Gedächtnis ein und verfolgen einen nachts», erklärt Polizeipsychologin Dr. Annika Berger. Die Beamten müssen täglich Videos sichten, die das unvorstellbare Leid der Opfer dokumentieren. Ein erfahrener Ermittler vertraute mir an: «Wir funktionieren im Dienst, aber zu Hause holt es einen ein.»
Um die Belastung zu reduzieren, arbeiten die Ermittler in kurzen Schichten. Polizeiseelsorger und Psychologen stehen rund um die Uhr bereit. «Wir achten besonders auf Schlafstörungen und Rückzugsverhalten», sagt Berger. Zusätzlich wurde ein Rotationssystem eingeführt, damit niemand zu lange mit dem Material konfrontiert wird.
Die psychologische Betreuung der Ermittler wird voraussichtlich noch Monate andauern. Für die Beamten bleibt der Antrieb, den Opfern Gerechtigkeit zu verschaffen. Doch der Preis für diese wichtige Arbeit ist hoch – hinter der professionellen Fassade verbergen sich Menschen, die das Unfassbare ertragen müssen.