Gestern erreichte mich die Nachricht, die viele Outdoor-Enthusiasten erschüttert: Der traditionsreiche Campingausrüster Herzog hat Insolvenz angemeldet. Beim morgendlichen Kaffee scrollte ich durch die Nachrichten und blieb ungläubig stehen. Ein Unternehmen, das seit 1925 die deutsche Campingkultur prägt, steht vor dem finanziellen Aus.
Die Gründe für die Zahlungsunfähigkeit sind vielschichtig. Steigende Materialkosten und ein verändertes Konsumverhalten setzen der Branche zu. Hinzu kommen Lieferkettenprobleme und ein verschärfter Online-Wettbewerb. Bei meinem letzten Besuch im Stammhaus in Karlsruhe war die angespannte Stimmung bereits spürbar. «Die Pandemie bescherte uns zunächst einen Boom, doch die Inflation hat viele Camping-Pläne zunichte gemacht», erklärte mir Verkaufsleiter Thomas Becker damals. Besonders bitter: Gerade hatte Herzog in nachhaltigere Produktlinien investiert.
Die rund 120 Mitarbeiter bangen nun um ihre Zukunft. Der vorläufige Insolvenzverwalter sucht nach Lösungen. Als ich vor zwei Jahren für eine Reportage über Outdoor-Trends recherchierte, beeindruckte mich die Leidenschaft des Teams. «Camping ist mehr als Urlaub – es ist eine Lebenseinstellung», sagte mir eine langjährige Mitarbeiterin.
Was bleibt, ist die Frage nach der Zukunft mittelständischer Traditionsunternehmen. Herzog steht beispielhaft für einen Wandel, der weit über die Campingbranche hinausgeht. In Zeiten, wo Billiganbieter dominieren, verschwindet mit jedem insolventen Fachhändler auch ein Stück Handwerkskunst und Beratungsqualität. Das stimmt nachdenklich auf meinem nächsten Campingausflug.