Die Zahl der Berliner, die trotz Job auf staatliche Unterstützung angewiesen sind, steigt alarmierend. Laut aktuellen Daten der Bundesagentur für Arbeit beziehen mittlerweile über 86.000 erwerbstätige Hauptstädter ergänzendes Bürgergeld. Dies entspricht einem Anstieg von fast 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Die Gründe sind vielschichtig. Besonders betroffen sind Teilzeitkräfte im Einzelhandel und in der Gastronomie. Niedrige Stundenlöhne und begrenzte Arbeitszeiten reichen oft nicht, um die rapide gestiegenen Lebenshaltungskosten zu decken. «Die Mietpreise in Berlin haben sich von der Lohnentwicklung völlig entkoppelt«, erklärt Sozialdezernentin Martina Weber.
Auf dem Leopoldplatz in Wedding sehe ich täglich die Gesichter dieser Statistik. Menschen, die morgens zur Arbeit eilen und nachmittags beim Jobcenter Schlange stehen. Die lokalen Beratungsstellen können den Andrang kaum bewältigen.
Die Senatsverwaltung plant nun ein Pilotprogramm zur besseren Qualifizierung von Geringverdienern. Gleichzeitig fordern Sozialverbände einen Mindestlohn von 14 Euro. Die Diskrepanz zwischen Arbeitsleistung und Existenzsicherung bleibt vorerst eine schmerzhafte Realität im Berliner Alltag.