Die Stimmung beim Überraschungs-Vizemeister VfB Stuttgart trübt sich abseits des Rasens merklich ein. Im Aufsichtsrat tobt ein heftiger Machtkampf, der das harmonische Bild der Schwaben zu zerstören droht. Die jüngste Sitzung des Kontrollgremiums endete ohne konkrete Ergebnisse – ein besorgniserregendes Signal für den Verein, der sportlich gerade seinen Höhenflug erlebt.
Am Spielfeldrand läuft es für die Mannschaft von Sebastian Hoeneß wie am Schnürchen. Doch in den Führungsetagen knirscht es gewaltig. Mehrere Aufsichtsratsmitglieder sollen mit der Arbeit des Vorsitzenden Claus Vogt unzufrieden sein. Die Kritiker werfen ihm mangelnde Führungsstärke vor. Besonders der Umgang mit der vereinseigenen AG steht im Fokus der internen Auseinandersetzung. «Die aktuelle Situation ist für niemanden zufriedenstellend», ließ sich ein Insider zitieren. Der Konflikt schwelt bereits seit Monaten.
Die Fanszene beobachtet die Entwicklung mit wachsender Sorge. Bei meinem letzten Stadionbesuch waren kritische Stimmen zu vernehmen. «Nicht schon wieder Chaos in der Führung», seufzte ein langjähriger VfB-Anhänger neben mir. Die Erinnerung an frühere Querelen sitzt tief. Besonders pikant: Ausgerechnet Mercedes-Benz, wichtigster Sponsor und Anteilseigner, soll zu den Kritikern Vogts gehören. Die Daimler AG hält 40 Prozent an der VfB Stuttgart 1893 AG.
Diese Führungskrise kommt zur Unzeit. Der VfB steht vor seiner Champions-League-Rückkehr. Sportvorstand Fabian Wohlgemuth navigiert bisher geschickt durch die Transferperiode. Doch der Verein braucht Ruhe und Stabilität in allen Bereichen. Die kommenden Wochen werden zeigen, ob die Stuttgarter ihren internen Machtkampf befrieden können, bevor er die sportlichen Erfolge überschattet. Der schwäbische Traditionsverein hat nach Jahren der Berg- und Talfahrt besseres verdient.