Als ich gestern von dem tragischen Vorfall in Wangen im Allgäu erfuhr, stockte mir der Atem. Ein Polizeieinsatz endete dort tödlich. Ein Mann hatte Beamte mit einem Messer angegriffen und einen Polizisten verletzt. Daraufhin wurde er von der Polizei erschossen. Der Schock sitzt tief in der sonst so beschaulichen 27.000-Einwohner-Stadt im Südosten Baden-Württembergs.
Die Polizei war ursprünglich wegen einer Bedrohungslage zu einem Wohnhaus gerufen worden. Vor Ort eskalierte die Situation schnell. Der Mann, dessen Identität bisher nicht veröffentlicht wurde, griff die Beamten mit einem Messer an. Ein Polizist erlitt dabei Verletzungen. Als Reaktion auf den Angriff setzten die Beamten ihre Schusswaffen ein. Der Angreifer erlag später seinen Verletzungen.
«Solche Einsätze gehören zu den schwierigsten Situationen im Polizeialltag», erklärte der Polizeigewerkschafter Ralf Kusterer. «Die Beamten müssen in Sekundenbruchteilen existenzielle Entscheidungen treffen.» Ich erinnere mich an ein Gespräch mit einem Polizeiausbilder letztes Jahr, der mir die enorme psychische Belastung solcher Extremsituationen schilderte. Die Entscheidung zur Schussabgabe ist immer die allerletzte Option.
Das Landeskriminalamt hat nun die Ermittlungen übernommen. Dies ist Standard bei Todesfällen durch Polizeieinsätze. Die Gemeinde Wangen steht unter Schock. In den kommenden Tagen wird sich zeigen, welche Unterstützung die betroffenen Beamten erhalten. Denn auch für sie beginnt jetzt eine Zeit der Verarbeitung des Erlebten.