Im Morgennebel glänzen die Schienen neben leerstehenden Bahngebäuden. Ein vertrautes Bild in vielen deutschen Städten. Die Bundesregierung hat nun eine spannende Wende eingeleitet: Das reformierte Eisenbahngesetz soll diese Bahnflächen für den Wohnungsbau freigeben. Ein kluger Schachzug in Zeiten dramatischer Wohnungsknappheit.
Die Deutsche Bahn besitzt bundesweit etwa 155.000 Hektar Land. Ein enormes Potenzial für neuen Wohnraum. Bislang verhinderten komplizierte Regelungen die Umnutzung. «Wir schaffen jetzt endlich die rechtlichen Voraussetzungen, um nicht mehr benötigte Bahnflächen schneller für den Wohnungsbau nutzen zu können», erklärt Bundesverkehrsminister Volker Wissing. Die Reform soll den Verkauf überflüssiger Bahnflächen beschleunigen. Letzte Woche erlebte ich selbst die Absurdität: Neben meinem Büro liegt seit Jahren eine ungenutzte Bahnfläche brach, während nebenan Wohnungssuchende verzweifeln.
Städteplanerin Prof. Martina Keller vom Institut für urbane Entwicklung sieht großes Potential: «Diese Reform könnte in den nächsten fünf Jahren Raum für bis zu 50.000 neue Wohnungen schaffen.»
Besonders in Ballungsräumen wie Stuttgart und Mannheim dürfte die Gesetzesänderung Wirkung zeigen. Aus vergessenen Bahnarealen werden vielleicht bald lebendige Wohnquartiere. Die Frage bleibt: Wie viel bezahlbarer Wohnraum entsteht dabei tatsächlich? Die Chancen stehen gut, dass wir schon bald dort leben, wo einst nur Züge fuhren.