Der Drogenkrieg in Köln-Mülheim nimmt neue Wendungen. Vor dem Landgericht äußerte sich gestern erstmals ein Angeklagter zu den gewaltsamen Vorfällen, die letztes Jahr die Keupstraße erschütterten. Seit Monaten beschäftigen die Explosionen an Haustüren und Schüsse die Ermittler. Die Polizei registrierte über 20 Gewaltakte zwischen rivalisierenden Gruppen.
«Ich hatte Angst um meine Familie», erklärte der 27-jährige Beschuldigte mit zitternder Stimme. Er gab zu, an Vergeltungsaktionen beteiligt gewesen zu sein, nachdem sein Bruder angegriffen wurde. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm und vier weiteren Männern schwere Körperverletzung und Sprengstoffverbrechen vor. Die Bande soll im Drogenhandel aktiv sein.
Anwohner der Keupstraße leben seit Monaten in Sorge. «Wir fühlen uns nicht mehr sicher in unserem eigenen Viertel», berichtet Kioskbesitzer Mehmet A., dessen Laden nur wenige Meter von einer der Explosionen entfernt liegt. Die Geschäfte leiden unter dem Konflikt.
Oberstaatsanwalt Weber sieht in dem Geständnis einen Durchbruch: «Wir hoffen auf weitere Aussagen, die das Netzwerk offenlegen.» Die Polizei hat ihre Präsenz im Viertel verstärkt. Der Prozess wird kommende Woche fortgesetzt, mit weiteren Zeugenaussagen. Die Mülheimer warten gespannt auf ein Ende der Gewalt in ihren Straßen.