Die dramatischen Stunden nach dem Kölner Archiveinsturz bleiben unvergessen. Am 3. März 2009 versank das Historische Archiv der Stadt in einem gewaltigen Krater. Zwei Menschen verloren ihr Leben, unzählige historische Dokumente wurden verschüttet. Rund 95 Prozent der Archivalien konnten bisher geborgen werden – ein kleines Wunder inmitten der Katastrophe.
«Es war wie ein Albtraum», erinnert sich Bettina Schmidt-Czaia, Direktorin des Stadtarchivs. «Ich stand vor dem Trümmerberg und konnte nicht glauben, was ich sah.» Die Rettungsarbeiten begannen sofort. Feuerwehrleute, THW-Helfer und Archivmitarbeiter arbeiteten Tag und Nacht, um wertvolle Dokumente zu bergen. Unter den geretteten Schätzen: mittelalterliche Urkunden, Handschriften aus dem 12. Jahrhundert und die originale Heiratsurkunde von Heinrich Böll.
Der Einsturz veränderte die Arbeit des Archivteams grundlegend. Wo früher Akten systematisch geordnet waren, begann ein Puzzlespiel historischen Ausmaßes. Restauratoren trockneten verschlammte Dokumente, sortierten Fragmente, rekonstruierten zerrissene Seiten. Beim Gang durch die provisorischen Archivräume fällt mir das unermüdliche Engagement der Mitarbeiter auf – selbst nach 15 Jahren.
Die Aufarbeitung wird noch Jahrzehnte dauern. «Wir schulden es den kommenden Generationen, dieses Gedächtnis der Stadt zu bewahren», betont Schmidt-Czaia. Das neue Archivgebäude soll 2026 eröffnet werden – ein Hoffnungsschimmer für alle, die Kölns Geschichte lieben und bewahren.