Die Abbruchquote an Dortmunder Gymnasien steigt besorgniserregend. Jedes Jahr verlassen etwa 800 Schülerinnen und Schüler vorzeitig das Gymnasium – das entspricht rund 23 Prozent eines Jahrgangs. Besonders betroffen sind Kinder aus bildungsfernen Familien, wie die aktuelle Schulstatistik zeigt.
Der Wechsel erfolgt meist nach der Erprobungsstufe oder in der Mittelstufe. Schulleiter Michael Gössling vom Phoenix-Gymnasium erklärt: «Oft liegt es nicht am mangelnden Potenzial der Kinder, sondern an fehlender Unterstützung im Elternhaus.» Lernrückstände aus der Grundschule, die nicht aufgeholt werden können, verstärken das Problem. Die Corona-Pandemie hat diese Situation noch verschärft.
Experten sehen auch überhöhte Erwartungen als Ursache. «Viele Eltern wollen unbedingt das Gymnasium, obwohl die Grundschulempfehlung anders lautet», berichtet Lehrerin Sandra Müller. Bei meinen Besuchen an Dortmunder Schulen beobachte ich oft, wie Kinder unter diesem Druck leiden.
Die Stadt Dortmund reagiert mit neuen Förderkonzepten. Ab dem kommenden Schuljahr soll ein Mentorenprogramm gefährdete Schüler frühzeitig unterstützen. Die Bildungschancen hängen in Dortmund noch immer stark von der sozialen Herkunft ab – ein Problem, das weit über die Schultore hinausreicht.