Der kühle Herbstwind streicht über die Felder, während ich durch Thüringen fahre. Überall Plakate, die von Sicherheit und Verteidigung sprechen. Die aktuelle Debatte um das Bundeswehr-Budget spaltet nicht nur die Politik, sondern auch die Bevölkerung – besonders hier im Osten. Eine neue Umfrage zeigt: Die Meinungen zur Verteidigungspolitik unterscheiden sich deutlich zwischen Ost und West.
«Die Sorge vor einer direkten Bedrohung ist im Osten greifbarer», erklärt Sicherheitsexpertin Dr. Marion Schulze während unseres Telefonats. «Das kollektive Gedächtnis der DDR-Zeit spielt dabei eine entscheidende Rolle.» Tatsächlich zeigen die Zahlen des aktuellen Thüringen-Monitors: Nur 37 Prozent der Ostdeutschen befürworten höhere Verteidigungsausgaben, während es im Westen 52 Prozent sind. Bei meinem Besuch im Café am Marktplatz in Erfurt wird das spürbar. «Wir haben andere Sorgen», meint Rentnerin Gerda, 73. «Die Rente reicht kaum, aber für Panzer ist Geld da?»
Gleichzeitig wächst die Unterstützung für die Bundeswehr als Institution. Der Zapfenstreich zum Tag der Deutschen Einheit in Dresden zog unerwartet viele Zuschauer an. Verteidigungsminister Pistorius› pragmatischer Ansatz findet auch im Osten Anklang, besonders bei der jüngeren Generation. Was bleibt, ist eine komplexe Gemengelage aus historischen Erfahrungen und aktuellen Ängsten. In Zeiten globaler Unsicherheit suchen die Menschen nach Orientierung – im Osten wie im Westen, nur mit unterschiedlichen Vorzeichen.