Die Universität Duisburg-Essen hat ein wichtiges digitales Projekt gestartet, das antisemitische Angriffe auf jüdische Friedhöfe dokumentiert. Seit 1945 wurden über 3.500 Schändungen in Deutschland erfasst. Professor Marcus Stumpf, Leiter des Projekts, bezeichnet diese Taten als «besonders perfide Angriffe auf die Würde der Verstorbenen und ihrer Angehörigen».
Im neuen Online-Portal werden Vorfälle systematisch erfasst und für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Das Team wertet historische Quellen, Polizeiakten und Presseberichte aus. Die Datenbank enthält bereits zahlreiche Fälle aus dem Ruhrgebiet. «Die Dunkelziffer ist erschreckend hoch», erklärt Dr. Sabine Kowallik vom Zentralrat der Juden. «Viele Schändungen werden aus Angst vor Nachahmungstätern nicht gemeldet.»
Als ich letzte Woche den jüdischen Friedhof in Essen-Steele besuchte, waren die Spuren vergangener Vandalismus-Akte noch sichtbar. Die digitale Dokumentation schafft nun erstmals einen umfassenden Überblick über das Problem.
Das Projekt soll künftig auch präventive Maßnahmen entwickeln. Die Essener Initiative zeigt, wie wichtig lokale Erinnerungsarbeit ist. Der Respekt vor den Ruhestätten aller Religionen gehört zu den Grundwerten unserer Gesellschaft – die digitale Dokumentation macht sichtbar, wie oft diese verletzt werden.