Der Streit um die geplante Hauptradroute zwischen Stuttgart-Mitte und Vaihingen geht in die Verlängerung. Der Ausschuss für Klima und Umwelt hat die Entscheidung gestern Abend überraschend vertagt. Nur 13 Prozent der innerstädtischen Wege werden bisher mit dem Fahrrad zurückgelegt – deutlich weniger als in vergleichbaren Großstädten.
Die zwei möglichen Varianten für die Radverbindung sorgen seit Monaten für hitzige Debatten. Während Route A entlang der Hauptverkehrsstraßen führen würde, verläuft Route B durch ruhigere Wohngebiete. «Eine solche Entscheidung braucht mehr Bürgerbeteiligung», betonte Bezirksvorsteherin Clara Meier. «Wir müssen sowohl die Bedürfnisse der Radfahrer als auch der Anwohner berücksichtigen.»
Bei meinem Besuch vor Ort wurde deutlich: Die Stimmung ist angespannt. Anwohner der Schillerstraße fürchten mehr Verkehr, während Pendler auf eine schnelle, sichere Verbindung hoffen. Die Stadtverwaltung rechnet mit Kosten von etwa 2,3 Millionen Euro und einer Bauzeit von mindestens 18 Monaten, sobald die Entscheidung gefallen ist.
Die Vertagung ist ein Rückschlag für Stuttgarts ambitionierte Klimaziele. «Ohne bessere Radinfrastruktur werden wir den Umstieg vom Auto nicht schaffen», warnt Verkehrsexperte Dr. Müller. Der Ausschuss will nun im März erneut beraten. Bis dahin bleibt Stuttgarts Radwegenetz ein Flickenteppich – und die Chance auf eine fahrradfreundlichere Stadt vorerst in der Warteschleife.