Der Schock sitzt tief bei allen, die gestern mit dem ICE durch Niederbayern reisten. Was als normale Fahrt begann, endete in Szenen, die niemand vergessen wird. Ein 27-jähriger Syrer griff mehrere Landsleute mit Axt und Hammer an. Vier Menschen wurden verletzt, einer davon schwer. Die Polizei konnte den Täter nach einem Großeinsatz am Bahnhof Seubersdorf festnehmen.
«Es war wie in einem schlechten Film», erzählt Maria K., die im Nachbarwagen saß. «Plötzlich rannten Menschen durch den Gang, schrien. Niemand wusste zunächst, was passiert war.» Der Zug mit etwa 300 Fahrgästen wurde evakuiert, während Spezialkräfte eintrafen. Die Strecke blieb stundenlang gesperrt. Inzwischen ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen versuchten Mordes. Die Hintergründe der Tat bleiben vorerst unklar. Laut ersten Erkenntnissen kannten sich Täter und Opfer nicht.
Der Vorfall weckt schmerzhafte Erinnerungen an ähnliche Attacken der vergangenen Jahre. Als Reporterin habe ich nach solchen Ereignissen oft die betroffenen Gemeinden besucht. Was bleibt, ist die Fassungslosigkeit der Menschen vor Ort. «Wir müssen jetzt zusammenhalten und besonnen bleiben», mahnt Bürgermeister Werner Schäfer in einem Statement.
In Zeiten wie diesen wird unsere Fähigkeit zum Mitgefühl auf die Probe gestellt. Während Ermittlungen laufen und Schlagzeilen gemacht werden, geht es letztlich um Menschen – um Verletzte, traumatisierte Zeugen und eine Gemeinschaft, die mit dem Unbegreiflichen ringen muss.