Die Anklage gegen sechs mutmaßliche Linksextremisten beginnt heute vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf. Den Angeklagten wird die Bildung einer kriminellen Vereinigung und ein gewaltsamer Angriff auf Rechtsextremisten im September 2018 vorgeworfen. Laut Staatsanwaltschaft gehören die fünf Männer und eine Frau im Alter von 30 bis 43 Jahren der linksextremen Szene an.
Der Fall sorgt in Düsseldorf für Aufsehen. Die Gruppe soll gezielt einen Angriff auf Neonazis am Worringer Platz geplant haben. «Solche politisch motivierten Gewaltakte nehmen wir sehr ernst, unabhängig aus welcher Richtung sie kommen«, erklärt Oberstaatsanwalt Julius Sterzel. Mit Schlagstöcken und Pfefferspray bewaffnet sollen die Angeklagten mehrere Personen verletzt haben. Der Prozess findet unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen statt. Die Stimmung vor dem Gerichtsgebäude ist angespannt, mehrere Unterstützer beider Lager haben sich eingefunden.
Als langjährige Beobachterin der Düsseldorfer Szene überrascht mich die Dimension des Verfahrens. Selten werden Konflikte zwischen politischen Extremen so konsequent juristisch aufgearbeitet. Die Polizei hat das Gebiet um das Gericht weiträumig abgesperrt.
Für die Stadtgesellschaft bedeutet der Prozess eine Auseinandersetzung mit politischer Gewalt. Das Verfahren könnte mehrere Monate dauern. «Wir hoffen auf ein Urteil, das klare Grenzen setzt«, so ein Sprecher der Stadt. Die Entwicklung wird zeigen, wie Düsseldorf mit der zunehmenden Polarisierung umgeht.