Als ich heute die Grenze zwischen Frankfurt (Oder) und Słubice überquerte, spürte ich die Veränderung sofort. Die temporären Kontrollhäuschen, die langen Autoschlangen, die wartenden Menschen – all das wirkt wie ein Echo aus längst vergangenen Zeiten. Seit dem 26. Juni hat Polen wieder Grenzkontrollen zu Deutschland eingeführt, angeblich um illegale Migration einzudämmen.
«Das ist eine sehr traurige Situation», erklärt Bürgermeister Mariusz Olejniczak im Gespräch mit n-tv. «Wir haben uns an ein Leben ohne Grenzen gewöhnt.» Seine Enttäuschung ist greifbar. Die Kontrollen treffen die Grenzregion ins Mark. Während meines Spaziergangs durch Słubice erzählen mir Ladenbesitzer von drastischen Umsatzeinbußen. Bis zu 50 Prozent weniger Kunden besuchen die polnische Kleinstadt. Die wirtschaftlichen Folgen sind bereits jetzt dramatisch spürbar.
Die Kontrollen belasten auch den Alltag der Menschen. Eine Bekannte aus Frankfurt (Oder), die täglich zum Einkaufen nach Polen fuhr, bleibt jetzt lieber zu Hause. «Die Wartezeiten sind einfach zu lang für einen schnellen Einkauf», seufzt sie. Besonders absurd erscheint die Situation angesichts der Tatsache, dass beide Städte seit Jahren zusammenwachsen. Gemeinsame Stadtfeste, Schulprojekte und Kulturveranstaltungen haben die Region zu einem europäischen Vorzeigemodell gemacht.
Die Situation an der deutsch-polnischen Grenze zeigt, wie fragil die europäische Idee noch immer ist. Während Politiker über Sicherheit und Migration debattieren, leidet der Alltag der Menschen in der Grenzregion. Was als temporäre Maßnahme gedacht war, könnte tiefe Narben in der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit hinterlassen. Manchmal braucht es nur ein paar Kontrollhäuschen, um jahrelange Integration zu gefährden.