Frauen dominieren Verwaltung, Männer die Politik
Der morgendliche Gang durchs Kreishaus Herford offenbart ein klares Bild: In den Büros sitzen überwiegend Frauen. Die Zahlen bestätigen diesen Eindruck eindrucksvoll. Von 740 Mitarbeitenden in der Kreisverwaltung sind 487 weiblich – das entspricht 66 Prozent. Ein deutliches Übergewicht.
Doch betrachtet man die Führungspositionen, verändert sich das Bild. In der Verwaltungsspitze sind Frauen zwar mit 57 Prozent noch in der Mehrheit, aber der Unterschied schwindet. Noch drastischer wird die Geschlechterkluft im politischen Raum. Im Kreistag Herford sitzen lediglich 16 Frauen neben 34 Männern – nicht einmal ein Drittel der Mandate ist weiblich besetzt.
«Die geringe Repräsentanz von Frauen in politischen Gremien ist ein demokratisches Defizit», erklärt Gleichstellungsbeauftragte Birgit Lesemann. Sie verweist auf strukturelle Hürden wie Sitzungszeiten und männlich geprägte Diskussionskulturen. Mir selbst fiel bei Kreistagssitzungen oft auf, wie unterschiedlich Redebeiträge wahrgenommen werden – je nach Geschlecht der sprechenden Person.
Die Situation in Herford spiegelt ein bundesweites Phänomen wider. Während Verwaltungsarbeit zunehmend weiblich geprägt ist, bleibt die Politik eine Männerdomäne. Dies wirft Fragen auf: Wer entscheidet eigentlich über unsere Zukunft? Und repräsentieren diese Entscheidungsträger wirklich die gesamte Gesellschaft?