Der Wind fegt durch die Gassen von Nordhausen, während ich mir den Kragen hochschlage. Diese herbstliche Kühle hat Nord-Thüringen fest im Griff. Die Region erlebt gerade einen spürbaren Wandel – nicht nur jahreszeitlich, sondern auch kulturell und wirtschaftlich.
In Sondershausen sorgt die Wiedereröffnung des renovierten Stadtmuseums für Gesprächsstoff. Nach zweijähriger Bauzeit erstrahlt das historische Gebäude in neuem Glanz. «Wir wollen Geschichte erlebbar machen, nicht nur ausstellen», erklärt Museumsleiterin Dr. Claudia Bergmann. Die interaktiven Elemente sprechen besonders junge Besucher an. Gestern strömten über 300 Neugierige durch die Ausstellungsräume.
Gleichzeitig kämpfen lokale Einzelhändler mit den Folgen steigender Energiepreise. Der kleine Buchladen am Marktplatz in Nordhausen hat kreative Lösungen gefunden. Inhaberin Martina Krug veranstaltet Leseabende bei Kerzenschein. «Wir sparen Strom und schaffen gleichzeitig eine besondere Atmosphäre», erzählt sie lachend.
Bei meinem letzten Besuch in Heilbad Heiligenstadt fiel mir die neue Street-Art-Initiative auf. Junge Künstler gestalten graue Fassaden mit regionalen Motiven. Ein bunter Kontrast zum manchmal tristen Alltag.
Die Veränderungen in Nord-Thüringen zeigen, wie Tradition und Innovation hier Hand in Hand gehen. Zwischen wirtschaftlichen Herausforderungen und kulturellem Aufbruch findet die Region ihren eigenen Weg. Manchmal braucht es eben einen frischen Wind, um Neues zu entdecken – nicht nur im Herbst.