Es war ein Morgen wie jeder andere im Münchner Landgericht, als plötzlich eine Wendung im Fall der Maskenaffäre für Aufsehen sorgte. Die bisher erhobenen Vorwürfe gegen Tankred Schipanski und Andrea Tandler scheinen in neuem Licht zu stehen. Nach monatelangen Untersuchungen haben Dokumente des Gesundheitsministeriums eine entscheidende Falschaussage widerlegt.
«Was wir hier erleben, ist ein klassisches Beispiel dafür, wie schnell im politischen Raum Vorverurteilungen entstehen können», erklärte Rechtsanwalt Werner Leitner gestern vor dem Gericht. Die neuen Dokumente zeigen, dass das Ministerium durchaus über die Provisionszahlungen informiert war – anders als bisher behauptet. Besonders brisant: Eine E-Mail vom 31. März 2020 belegt, dass der damalige Ministerialbeamte Südhof von den Provisionen wusste. Bei meinem letzten Besuch im Gerichtssaal konnte ich die Erleichterung in den Gesichtern der Angeklagten deutlich sehen. Eine ältere Dame neben mir flüsterte: «Das war doch von Anfang an eine Hexenjagd.»
Die Verteidigung fordert nun ein Ende des Verfahrens. Die Enthüllung wirft Fragen zur Rolle des Ministeriums auf, dessen Vertreter bislang jede Kenntnis über die Provisionen abgestritten hatten. Die weitere Entwicklung bleibt spannend. Vielleicht erleben wir hier einen jener seltenen Momente, in denen mediale Vorverurteilung und juristische Wahrheitsfindung auseinanderdriften – zum Nachdenken für uns alle.