Der Zug steht still, während Deutschland weiterrollt. Seit August sind die Gleise zwischen Hamburg und Berlin gesperrt. Eine der wichtigsten Verkehrsadern des Landes bekommt ihre längst überfällige Generalüberholung. Die Deutsche Bahn investiert rund 1,7 Milliarden Euro in die marode Infrastruktur. Doch reicht das aus?
Jeden Tag stehen Pendler an Bahnhöfen und blicken ratlos auf Anzeigetafeln. Die Umleitungen verlängern Reisezeiten um bis zu 45 Minuten. «Wir erneuern praktisch alles auf dieser Strecke – von den Gleisen bis zur Leit- und Sicherungstechnik», erklärt Bahnvorstand Berthold Huber. Die Grundsanierung sei alternativlos, um den jahrelangen Sanierungsstau aufzulösen.
Was mich bei meinem Lokaltermin in Ludwigslust besonders beeindruckt: die schiere Dimension der Arbeiten. Bagger reißen alte Schwellen heraus, während Spezialmaschinen neue Gleise verlegen. Ein Mitarbeiter zeigt mir stolz die digitale Stellwerkstechnik. «Die alte Technik stammt teilweise noch aus DDR-Zeiten», erzählt er schmunzelnd.
Doch Verkehrsexperten kritisieren den begrenzten Umfang. «Eine echte Zukunftsinvestition würde auch den Ausbau für Hochgeschwindigkeitsverkehr bedeuten», sagt Professor Martin Henke von der TU Berlin. Stattdessen wird nur der Status quo wiederhergestellt. Eine vertane Chance angesichts der Klimaziele.
Als ich zurück nach Hamburg fahre – mit dem Ersatzbus, versteht sich – frage ich mich: Warum denken wir bei Infrastruktur immer nur in kleinen Schritten? Die Sperrung endet Dezember 2025. Die Strecke wird dann zuverlässiger sein. Aber wirklich zukunftsfähig? Da bleiben Zweifel.