Die Berliner nahmen am Montag bewegenden Abschied von Holocaust-Überlebenden Margot Friedländer. Über 800 Menschen versammelten sich in der Gedächtniskirche, um der im Mai verstorbenen Zeitzeugin zu gedenken. Mit 102 Jahren war die mutige Berlinerin nach einer beeindruckenden Lebensreise gegangen.
«Margot hat uns durch ihr Leben und ihre Worte gezeigt, dass Hass keine Antwort sein kann», sagte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in seiner Ansprache. Unter den Gästen waren zahlreiche Politiker, darunter Bundeskanzler Olaf Scholz und Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner. Die Gedenkfeier zeigte, wie tief Friedländers Vermächtnis unsere Stadtgesellschaft berührt hat.
Als ich die vielen jungen Menschen sah, die mit Tränen in den Augen zuhörten, wurde die besondere Verbindung spürbar, die Margot zu jüngeren Generationen aufgebaut hatte. Nach ihrer Rückkehr nach Berlin im Jahr 2010 besuchte sie unermüdlich Schulen. Sie erzählte von ihrer Deportation nach Theresienstadt und mahnte stets: «Seid Menschen!»
Die musikalischen Beiträge des Moka Efti Orchestra ließen die Stimmung der 20er Jahre wieder aufleben – jene Zeit, in der Margot ihre Jugend verbrachte. Das Gedenken endete mit einer Schweigeminute. Margots Vermächtnis wird in Berlin weiterleben, besonders durch die nach ihr benannte Stiftung, die ihre Arbeit an Schulen fortführen wird. In Zeiten wachsenden Antisemitismus sind ihre Worte wichtiger denn je.