In den Straßen Berlins wird die Debatte um autofreie Zonen immer hitziger. Seit dem Senatsbeschluss zur Neugestaltung der Friedrichstraße haben sich die Fronten zwischen Befürwortern und Gegnern verhärtet. Laut einer aktuellen Umfrage der Berliner Verkehrsbetriebe befürworten 57 Prozent der Anwohner in Mitte mehr verkehrsberuhigte Bereiche.
«Die Luft zum Atmen wird besser, der Lärm reduziert sich spürbar», erklärt Lisa Müller vom Bündnis «Lebenswerte Stadt». Sie zeigt auf die Friedrichstraße, wo seit der teilweisen Sperrung mehr Fußgänger flanieren. Doch nicht alle teilen diese Begeisterung. Händler wie Klaus Weber beklagen Umsatzeinbußen: «Meine Stammkunden mit Auto bleiben weg, das kostet uns täglich Geld.»
Zwischen diesen Positionen vermitteln wird schwierig. Bei einem Bürgerdialog im Rathaus Mitte vergangene Woche flogen verbal die Fetzen. Besonders hitzig wurde es, als Verkehrsstadträtin Schmidt weitere Planungen vorstellte. Als langjährige Bewohnerin des Kiezes kann ich bestätigen: Selten hat ein Thema die Gemüter so erhitzt.
Die Verkehrswende spaltet unsere Kieze. Während jüngere Familien mehr Spielräume fordern, fürchten ältere Anwohner um ihre Mobilität. Der Senat hat nun einen erweiterten Dialogprozess angekündigt. Experten rechnen mit einem Kompromiss, der schrittweise Veränderungen vorsieht. Die Straße gehört allen – doch wie wir diesen Raum fair aufteilen, bleibt die große Herausforderung für unser Berlin.