Die Schuldnerberatungsstellen in Dresden kämpfen mit einem dramatischen Ansturm. Über 4.300 Dresdner suchten im vergangenen Jahr Hilfe bei finanziellen Notlagen, ein Anstieg von 15 Prozent. Wartezeiten von bis zu drei Monaten sind keine Seltenheit mehr, wie das Sozialamt bestätigt.
«Viele Menschen kommen erst, wenn das Wasser bis zum Hals steht», erklärt Beraterin Maria Hoffmann von der Diakonie Dresden. Die steigenden Energiekosten und Inflation haben besonders Alleinerziehende und Geringverdiener hart getroffen. In den Beratungsräumen an der Königsbrücker Straße stapeln sich die Akten. Jeder Berater betreut mittlerweile durchschnittlich 160 Fälle gleichzeitig.
Die Stadt reagiert mit einem Soforthilfeprogramm, das zwei zusätzliche Beraterstellen finanziert. «In akuten Notfällen versuchen wir trotz Überlastung innerhalb einer Woche zu helfen», betont Sozialbürgermeisterin Kris Kaufmann. Besonders auffällig: Immer mehr junge Erwachsene geraten durch Online-Shopping und Handyverträge in die Schuldenfalle. Beim Gang durch die Dresdner Neustadt fällt auf, wie viele Schnellkredit-Angebote in den Schaufenstern prangen.
Für 2024 plant die Stadt ein digitales Frühwarnsystem, das Betroffene schneller erreichen soll. Der Weg aus den Schulden bleibt jedoch mühsam. Wie Hoffmann aus Erfahrung weiß: «Wer heute kommt, braucht durchschnittlich drei Jahre, um wieder finanziell auf eigenen Beinen zu stehen.»