Seit Monaten liegt der Schatten der Pandemie hinter uns. Doch die Aufarbeitung hat gerade erst begonnen. Die neu eingerichtete Enquete-Kommission des Bundestags soll die Corona-Maßnahmen kritisch durchleuchten. Ein notwendiger Schritt, finde ich, nachdem unser Alltag fast drei Jahre lang von Masken, Tests und Kontaktbeschränkungen geprägt war.
Während meiner Recherchen wurde deutlich: Es geht nicht um Schuldzuweisungen, sondern um echtes Lernen. «Wir müssen verstehen, welche Maßnahmen sinnvoll waren und welche unverhältnismäßig in Grundrechte eingriffen», erklärte Gesundheitsexperte Karl Lauterbach kürzlich. Die Kommission wird 12 Abgeordnete und 12 Sachverständige umfassen. Sie sollen besonders die psychosozialen Folgen für Kinder und Jugendliche untersuchen. Ein Aspekt, der mir persönlich am Herzen liegt.
Letzten Sommer traf ich eine Grundschullehrerin aus Stuttgart. Sie erzählte mir mit Tränen in den Augen von Kindern, die soziale Fähigkeiten neu erlernen mussten. «Manche hatten vergessen, wie man in einer Gruppe spielt», sagte sie. Solche Erfahrungen müssen in die Bewertung einfließen. Gleichzeitig dürfen wir nicht vergessen, dass Maßnahmen wie Abstandhalten und Hygieneregelungen tausende Leben retteten.
Die Enquete-Kommission soll bis 2026 arbeiten – ein langer Prozess, aber ein notwendiger. Vielleicht liegt der wahre Wert nicht nur in ihren Ergebnissen, sondern im gesellschaftlichen Dialog, den sie anstößt. Denn für die nächste Krise brauchen wir nicht nur bessere Notfallpläne. Wir brauchen vor allem ein neues Verständnis dafür, wie wir Gesundheitsschutz und Freiheitsrechte besser ausbalancieren können.