Die Universität Hamburg reagiert verhalten auf die umstrittene Berufung von Anna Luisa Schmitt zur Bundesrichterin. Die 41-jährige Hamburger Juristin steht wegen Plagiatsvorwürfen in ihrer Doktorarbeit in der Kritik. Etwa 30 Prozent ihrer 2010 eingereichten Dissertation sollen nicht korrekt gekennzeichnete Textübernahmen enthalten, wie der Plagiatsexperte Martin Fischer festgestellt hat.
«Wir nehmen solche Vorwürfe grundsätzlich sehr ernst», erklärt Universitätssprecher Christoph Meyer auf Anfrage. Die Hochschule prüfe derzeit, ob ein förmliches Verfahren eingeleitet werden muss. Die Untersuchung könnte mehrere Monate dauern. Bei bestätigten Verstößen droht im schlimmsten Fall die Aberkennung des Doktortitels.
Der Fall sorgt besonders in Justizkreisen für Aufsehen. Richter Bernhard Joachim vom Hamburger Landesgericht betont: «Bei Bundesrichtern erwarten wir höchste wissenschaftliche Integrität.» In der Hansestadt kennt man solche Debatten bereits – erst letztes Jahr wurde einem Medizinprofessor nach ähnlichen Vorwürfen der Doktortitel entzogen.
Die Berufungskommission des Richterwahlausschusses hatte die Plagiatsvorwürfe offenbar nicht berücksichtigt. Schmitt selbst schweigt bislang zu den Anschuldigungen. Die juristische Gemeinde blickt nun gespannt auf das Prüfverfahren der Universität, dessen Ergebnis auch Schnitts berufliche Zukunft beeinflussen könnte.