Der Morgen bringt oft Überraschungen. Während ich meinen Kaffee trinke, lese ich die jüngsten Zahlen zur Rentensituation in Deutschland. Sie erschrecken mich. Nach 45 Arbeitsjahren bekommen viele Menschen weniger als 1300 Euro monatlich. Das betrifft etwa jeden vierten Rentner. Diese Zahlen werfen ein grelles Licht auf eine der drängendsten sozialen Fragen unserer Zeit.
Die Situation ist besonders für Frauen besorgniserregend. Sie erhalten durchschnittlich niedrigere Renten als Männer. Teilzeitarbeit und Kindererziehungszeiten hinterlassen tiefe Spuren in ihrer Rentenbiographie. Bei einem Gespräch mit meiner Nachbarin Helga, 72, wird das Problem greifbar: «Nach 43 Jahren Arbeit bekomme ich 1150 Euro. Davon geht die Miete ab, dann bleibt kaum etwas zum Leben.» Die Rentenversicherung bestätigt: Fast 2,7 Millionen Rentner mit mindestens 45 Beitragsjahren erhalten weniger als 1300 Euro.
Besonders in Ostdeutschland ist die Lage angespannt. Dort liegen die Durchschnittsrenten generell niedriger. Bei meinem letzten Besuch in Dresden erzählte mir ein Rentnerehepaar, wie sie jeden Euro zweimal umdrehen müssen. Die Altersarmut hat viele Gesichter, und sie wird sichtbarer.
Was bedeutet das für unsere Gesellschaft? Die Rentendebatte braucht dringend neue Impulse. Der Generationenvertrag steht auf wackligen Beinen. Während wir über die Zukunft diskutieren, kämpfen Millionen Menschen heute um ihre Würde im Alter. Die Zahlen sind mehr als Statistik – sie sind Lebensrealität für viele Deutsche.