In Essens Südostviertel sorgt ein besonders extremer Messie-Fall für Aufsehen. Eine 78 Quadratmeter große Wohnung wurde nach dem Tod des 64-jährigen Mieters in katastrophalem Zustand entdeckt. Berge von Müll, verdorbene Lebensmittel und gefährliche Schimmelbildung machten die Räume unbewohnbar. Nach Schätzungen der Hausverwaltung belaufen sich die Sanierungskosten auf mindestens 15.000 Euro.
«Solche Extremfälle sind leider keine Seltenheit mehr», erklärt Robert Winkel vom Essener Mieterverein. «Oft stecken psychische Erkrankungen oder soziale Isolation dahinter.» Die Entrümpelung durch eine Spezialfirma dauerte drei volle Tage. Besonders erschütternd: Im Nachhinein erfuhren Nachbarn, dass der verstorbene Mieter jahrelang zurückgezogen lebte und Hilfsangebote ablehnte. Niemand hatte das Ausmaß des Problems erkannt. Als langjährige Beobachterin des Essener Wohnungsmarkts fällt mir auf, dass psychosoziale Betreuungsangebote in unserer Stadt oft zu spät greifen.
Die Hausverwaltung prüft nun rechtliche Schritte gegen die Erben. Der Fall zeigt, wie wichtig aufmerksame Nachbarschaften und niedrigschwellige Hilfsangebote sind. Experten raten, bei Anzeichen von Verwahrlosung frühzeitig das Gespräch zu suchen. Die Stadt Essen plant, ihre Beratungsangebote für Menschen mit Messie-Syndrom auszubauen.