Der Prozess gegen den Berliner Palliativarzt Dr. Thomas K. sorgt seit Montag für Aufsehen in der Hauptstadt. Dem 58-jährigen Mediziner wird vorgeworfen, zwischen 2022 und 2023 drei schwerstkranke Patienten getötet zu haben. Laut Staatsanwaltschaft soll er überdosierte Medikamente verabreicht haben. Fast jeder fünfte Berliner hat bereits Erfahrungen mit palliativer Versorgung im Familien- oder Bekanntenkreis gemacht.
In der Gerichtsverhandlung wurden erschütternde Details bekannt. Die Anklage wirft dem Arzt vor, bei einer 76-jährigen Krebspatientin, einem 85-jährigen Mann mit schwerer Herzerkrankung und einer 73-jährigen Frau im Endstadium einer Lungenerkrankung aktive Sterbehilfe geleistet zu haben. «Die Grenze zwischen Leidenslinderung und aktiver Lebensbeendigung ist rechtlich klar definiert, aber medizinisch-ethisch oft eine Gratwanderung», erklärt Prof. Maria Weber von der Charité.
Der Beschuldigte bestreitet die Vorwürfe vehement. Seine Verteidigerin betont, er habe stets im Sinne der Palliativmedizin gehandelt: Schmerzlinderung, nicht Lebensverkürzung sei sein Ziel gewesen. Als langjährige Beobachterin der Berliner Gesundheitsszene kann ich sagen: Die Debatte um würdevolles Sterben ist in der Stadt präsenter denn je.
Das Verfahren wirft grundlegende Fragen zur palliativen Versorgung auf. Die Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin fordert angesichts des Falls klare Richtlinien für Grenzfälle. Das Urteil wird nicht nur über das Schicksal des Arztes entscheiden, sondern könnte auch weitreichende Folgen für die Palliativversorgung in Deutschland haben. Es berührt letztlich uns alle: Wie wollen wir in Würde sterben dürfen?