Als ich gestern die Nachricht über die IT-Panne im baden-württembergischen Kultusministerium las, musste ich schmunzeln – bis mir die Tragweite bewusst wurde. Plötzlich waren 1.440 Lehrkräfte «verschwunden». Nicht physisch natürlich, sondern statistisch. Eine fehlerhaft programmierte Software hatte seit 2022 die Zahlen verfälscht und den Lehrermangel kaschiert.
Die Realität in den Klassenzimmern sieht anders aus, als die Zahlen vermuten ließen. Wo das Ministerium einen «ausgeglichenen Haushalt» an Lehrkräften verkündete, kämpfen Schulen tatsächlich mit massivem Personalmangel. «Diese Panne offenbart ein grundsätzliches Problem unseres Bildungssystems», erklärt Alfred König vom Berufsschullehrerverband. «Wir haben seit Jahren auf die Diskrepanz zwischen offiziellen Zahlen und Schulrealität hingewiesen.»
Vergangenen Monat besuchte ich eine Grundschule in Stuttgart. Die Rektorin zeigte mir Vertretungspläne mit großen Lücken. «Wir jonglieren täglich», sagte sie erschöpft. Eine Lehrerin unterrichtete gleichzeitig zwei Klassen in benachbarten Räumen – ein alltäglicher Notstand, den keine Statistik erfasste.
Die Kultusministerin Theresa Schopper hat inzwischen Konsequenzen angekündigt. Die Panne entlarvt nicht nur technisches Versagen, sondern wirft ein Schlaglicht auf das strukturelle Problem des Lehrkräftemangels. In Zeiten, wo digitale Bildung gefördert werden soll, stolpert die Verwaltung über ihre eigene Digitalisierung – eine bittere Ironie für alle, die tagtäglich von diesem Mangel betroffen sind.