Als ich gestern Abend mit meinem Nachbarn sprach, parkte er gerade seinen Traktor. Seine Hände waren rau von der Arbeit, seine Sorgen aber noch rauer. «Die kürzen uns die Hilfen, während alles teurer wird,» sagte er kopfschüttelnd. Die jüngste Entscheidung der EU, Agrarhilfen zu kürzen, trifft unsere Landwirte ins Mark.
Der Unmut wächst spürbar. In Brüssel wurden vergangene Woche Entscheidungen getroffen, die 15% weniger Direktzahlungen für viele Bauern bedeuten. Die Proteste weiten sich aus – was in Frankreich begann, schwappt nun nach Deutschland über. Ich sah selbst die Traktoren-Kolonnen auf der Landstraße. «Wir können nicht mehr wirtschaftlich arbeiten,» erklärte Bauernverbands-Präsident Joachim Rukwied in einem Statement.
Was viele nicht sehen: Hinter jedem Protest steht eine Familie mit Existenzängsten. Letzte Woche besuchte ich einen Milchbauernhof im Schwarzwald. Drei Generationen unter einem Dach, alle mit der gleichen Sorge. Die steigenden Produktionskosten bei gleichzeitig sinkenden Unterstützungen stellen ein gefährliches Ungleichgewicht dar.
Die Politik spricht von Klimaschutz und Nachhaltigkeit. Doch wer soll diese umsetzen, wenn unsere Landwirte aufgeben? Die Proteste sind mehr als Wut. Sie sind ein Hilferuf einer Branche, die unsere Lebensmittel produziert. Und vielleicht sollten wir alle genauer hinhören.