Beim Blick auf die Personallisten unserer Schulen entdeckte ich kürzlich eine verblüffende Geschichte. In Baden-Württemberg geisterten jahrelang hunderte Phantomlehrer durch das System. Lehrpersonen, die längst pensioniert oder versetzt waren, führte die Bildungssoftware weiterhin als aktiv. Eine technische Panne mit Folgen für unser Bildungswesen.
Die Software namens «ASD-BW» sollte eigentlich für Durchblick im Personaldschungel sorgen. Stattdessen schuf sie eine Parallelwelt mit nicht-existenten Lehrkräften. Laut Kultusministerium waren zeitweise rund 700 Lehrerstellen falsch verbucht. «Wir haben es mit einem klassischen Datenqualitätsproblem zu tun», erklärt Digitalexperte Prof. Jürgen Müller von der TU Dresden. Die Panne blieb jahrelang unentdeckt, weil lokale Schulverwaltungen und zentrale Datenbanken unabhängig voneinander arbeiteten.
Besonders pikant: Während Elternverbände den Lehrermangel beklagten, führte das System Phantome als verfügbare Kräfte. Als ich mit einer Grundschuldirektorin aus Freiburg sprach, schüttelte sie nur den Kopf: «Wir kämpfen täglich um jede Stunde, und im System existieren Lehrer, die es gar nicht gibt.»
Diese digitale Geisterjagd wirft ein Schlaglicht auf die Herausforderungen der Bildungsdigitalisierung. Während wir über KI-Einsatz im Unterricht diskutieren, hapert es an grundlegenden Datenprozessen. Die Phantomlehrer von Baden-Württemberg erinnern uns daran, dass der wahre Bildungsnotstand manchmal in unscheinbaren Datenbanken schlummert.