Die Morgenstille am Bahnsteig verwandelte sich heute in nervöses Gemurmel. Zwischen Neuss und Düsseldorf ging nichts mehr. Ein Polizeieinsatz im Gleisbereich legte den gesamten Bahnverkehr auf dieser wichtigen Pendlerstrecke lahm. Aus den Lautsprechern drang die monotone Ansage: «Aufgrund eines Polizeieinsatzes kommt es zu Verspätungen und Ausfällen.»
Seit 6:45 Uhr standen die Räder still. Hunderte Pendler suchten verzweifelt nach Alternativen. «Das ist mittlerweile der dritte Vorfall in zwei Wochen», seufzte Martin Keller, der täglich zur Arbeit nach Düsseldorf pendelt. Die Deutsche Bahn empfahl auf ihrer Webseite, auf Busse und Straßenbahnen auszuweichen. Doch diese waren schnell überfüllt. Selbst vor den Taxiständen bildeten sich lange Schlangen.
Als ich durch den Hauptbahnhof Neuss lief, beobachtete ich die typischen Szenen: Geschäftsleute telefonierten hektisch, Schüler saßen resigniert auf ihren Rucksäcken. Eine Durchsage kündigte Ersatzbusse an, doch wann diese kommen würden, blieb unklar. «Bei solchen Vorfällen ist Geduld leider alternativlos», erklärte ein Bahnsprecher vor Ort.
Verkehrsexperten der Region verweisen auf die Anfälligkeit des rheinischen Bahnnetzes. Bei Störungen auf Hauptstrecken fehlen oft schnelle Umleitungsoptionen. Am späten Vormittag entspannte sich die Lage langsam. Was genau den Polizeieinsatz auslöste, wurde noch nicht bekannt gegeben. Für die Pendler bleibt die bange Frage: War dies ein Einzelfall oder wird der morgendliche Bahnstress zur neuen Normalität?