Der kühle Frühlingswind weht mir ins Gesicht, als ich am Bahnhof stehe und Menschen beobachte, die ankommen und abreisen. Manch einer trägt seine ganze Hoffnung im Gepäck. Die deutsche Asylpolitik erlebt derzeit einen bemerkenswerten Wandel, besonders was Afghanistan betrifft. Die Bundesregierung hat nach jahrelanger Zurückhaltung ihren Kurs korrigiert.
Abschiebungen nach Afghanistan sind wieder möglich. Diese Entscheidung fiel nach dem Terroranschlag von Solingen, bei dem drei Menschen starben. Der mutmaßliche Täter stammt aus Afghanistan. Bundesinnenministerin Nancy Faeser erklärte dazu: «Wer in Deutschland schwerste Straftaten begeht, hat sein Aufenthaltsrecht verwirkt.» Der erste Abschiebeflug startete bereits Anfang September mit 28 Straftätern an Bord.
Was mich nachdenklich stimmt: Als ich letztes Jahr mit einer afghanischen Familie Tee trank, erzählten sie von ihrer Angst vor den Taliban. Diese Angst bleibt real. Gleichzeitig verstehe ich die Forderung nach Konsequenzen für schwere Straftaten.
Die Kurswende betrifft nicht nur Afghanistan. Auch Abschiebungen nach Syrien wurden wieder aufgenommen. Experten sehen darin einen grundsätzlichen Richtungswechsel in der deutschen Migrationspolitik.
Was bedeutet dieser Kurswechsel für uns als Gesellschaft? Er spiegelt die Gratwanderung zwischen humanitärer Verantwortung und innerer Sicherheit wider. Während wir an einem sonnigen Herbsttag über Freiheit und Sicherheit diskutieren, entscheidet sich anderswo ein Schicksal. Die Debatte wird uns noch lange begleiten.